Erzieherinnen sind unterbezahlte sozialpädagogische Arbeitskräfte, immer mehr möchten aus ihrem gewählten Beruf aussteigen. Überstunden, Unterbesetzung und immer mehr Konflikte führen dazu, dass Erzieherinnen ihren Job im Kindergarten, der Tagesstätte oder Wohngruppe aufgeben. Viele von ihnen lieben die sozialpädagogische Arbeit, möchten aber nicht mehr an der pädagogischen „Front“ aktiv mitwirken. Es gibt verschiedene Lösungen, einige davon werden hier kurz vorgestellt.
Sabbatjahr – die pädagogische Auszeit
Bevor Erzieherinnen die endgültige Entscheidung treffen, ihren Job aufzugeben, hilft eine Auszeit, um sich selbst zu definieren und einzuordnen. Pädagoginnen sollten offen auf ihren Arbeitgeber zugehen und mit diesem ein Sabbatjahr (unbezahlt) vereinbaren. Das ist leider nur möglich, wenn die Erzieherin, die das für sich beansprucht, finanziell für das Jahr abgesichert ist. Sie hat keinen Anspruch auf soziale oder staatliche Leistungen und kann auch kein Entgelt von ihrem Arbeitgeber erwarten. Wer sich finanziell kein Sabbatjahr leisten kann, sollte mit seinem Vertrauensarzt eine Kur erwirken. Während der Zeit greift der Kündigungsschutz und die Erzieherin kann nach der Pause wieder voll einsteigen.
Jobausstieg als letzte Möglichkeit
Ist die Entscheidung gefallen, nicht mehr aktiv als Erzieherin Kinder und Jugendliche zu betreuen, dann gibt es mehrere Möglichkeiten fortlaufend ein Erwerbseinkommen zu generieren:
Alternative Position beim Sozialträger
Erzieherinnen können um eine Versetzung an eine andere Stelle bitten. Sofern der Arbeitgeber zustimmt, könnten das vor allem bürokratische Tätigkeiten sein, wie das Anfertigen von Entwicklungsberichten, tägliches Management der Kinder und Jugendlichen im Bezug auf Schule, ärztliche Untersuchungen oder Terminvereinbarungen. Dazu kommen sogenannte Hilfeplangespräche mit dem Jugendamt, den Eltern, dem Kind oder Jugendlichen und der Gruppenleitung.
Versetzung zu einer anderen Dienststelle
Statt Wohngruppe können Erzieherinnen eine Bewerbung beim Jugendamt oder einer Beratungsstelle einreichen. Die Erziehungsarbeit wird nicht mehr aktiv durchgeführt, viel mehr geht es jetzt um punktuelle Maßnahmen und Gespräche mit allen Beteiligten.
Selbstständiges pädagogisches Angebot
Erzieherinnen, die weiter sozialpädagogisch tätig sein möchten, machen sich seit Jahren selbstständig. Sie gründen mit anderen Erziehungsgruppen oder bieten gezielte pädagogische Unterstützungen für Familien an. Sie dienen quasi als Zwischenpol zwischen dem Jugendamt und Kind, das kurz vor einer Heimunterbringung steht. Viele Eltern nehmen lieber selbstständige pädagogische Fachkräfte zur Hilfe, als sich vom Jugendamt unterstützen zu lassen.
Wechsel in Auslandswohngruppe
Erzieherinnen, die vor allem aufgrund der bisherigen Gruppengröße aus ihrem Job aussteigen möchten, können ein Projekt im Ausland eröffnen in der Zusammenarbeit mit einem Träger oder ein bestehendes übernehmen. Vor allem in europäischen Südstaaten wie Portugal, Spanien und Italien gibt es ausländische Wohngruppen, die von in Deutschland ansässigen Jugendlichen bewohnt werden. Es handelt sich dabei um Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen derzeit nicht in der deutschen Gesellschaft integriert sind. Die Gruppengröße beginnt ab zwei Jugendlichen im Haushalt und sollte nie mehr als sechs Jugendliche bei mindestens zwei Erzieherinnen betragen. Pädagoginnen müssen aber wissen, dass es sich bei den Projekten immer um eine 24-Stunden-Stelle handelt.
Pädagogische Begleitung in der Schule
Viele Schulen gehen dazu über, Erzieherinnen anzustellen, die die pädagogische Arbeit in der Schule unterstützen. Die Arbeiten sind vielfältig, allerdings ist die Belastung weitaus geringer als bei einer Vollzeit-Betreuung einer Kinder- oder Jugendgruppe.
Sommer-Betreuung von Kindern und Jugendlichen
Viele Eltern sind in den Ferien beruflich außer Haus und sie möchten ihre Kinder nicht den ganzen Tag unbeaufsichtigt lassen. Manche Familienangehörige haben aus beruflichen Gründen keine Zeit stellvertretend die Betreuung zu übernehmen. Andere Angehörige wohnen zu weit weg und wieder zu anderen besteht kein Kontakt mehr. Erzieherinnen werden sowohl für Feriengruppen inklusive einer Reise und für Privathaushalte gesucht.
Umschulung oder Weiterbildung
Grundsätzlich muss sich jede Erzieherin fragen, ob sie im pädagogischen Bereich weiterhin tätig sein möchte oder vollständig aussteigen will. Mit einer Weiterbildung, vielleicht sogar an einer Hochschule oder Universität gibt es die Möglichkeit, einen höheren Rang zu erreichen, um anderweitige Posten zu belegen. Unter anderem besteht die Möglichkeit, künftig als Lehrkraft für die Erzieherausbildung tätig zu werden.
Wer für sich einsieht, den falschen Beruf gewählt zu haben, kontaktiert die Agentur für Arbeit und strebt eine Umschulung an. Personen vor Vollendung des 26. Lebensjahres können jederzeit eine neue Ausbildung beginnen, allerdings sollte vorher die Berufsberatung der Agentur für Arbeit kontaktiert werden, um eine erneute falsche Berufswahl zu vermeiden.
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